SCHWEINFURT Er blinzelt noch mit den Augen, auch der Herzschlag ist da. Doch plötzlich läuft er blau an. Atemstillstand. Jetzt muss es schnell gehen und jeder Handgriff sitzen. Dr. Benedikt Stubner beginnt mit der Herzdruckmassage. 30-mal drücken, mindestens fünf Zentimeter tief in den Brustkorb. Danach wird zweimal beamtet, und das Ganze beginnt von vorne. Nach drei Durchgängen ist der Patient wieder da.
Der Patient ist eine computergesteuerte Puppe. Inoffiziell wurde sie Luzifer getauft. Offiziell ist Luzifer ein hochmodernes und mit viel Technik ausgestattetes Trainingsgerät für Ärzte sowie medizinische Fach- und Pflegekräfte. Bei der Eröffnungsfeier der Leo Academie im Gesundheitspark Schweinfurt am Donnerstag wurde das neue Herzstück der Academie, das Simulationszentrum (Skills Lab), der Öffentlichkeit vorgestellt.
High-Tech für 40 000 Euro
Schon seit einem Jahr gibt es die Leo Academie. Sie schreibt sich zwar wie im Englischen mit „c“, um nicht mit der Leo-Lions-Akademie verwechselt zu werden, am Ende aber nicht mit „y“, sondern bodenständig mit „ie“, erklärt Leo-Academie- Leiter Manuel Geuen den geladenen Gästen. Unter ihnen Alt-OB Gudrun Grieser, die den Förderverein des Leopoldina-Krankenhauses bei der Anschaffung dieses 40 000 Euro- High-Tech-Gerätes finanziell unterstützt hat. Ein Teil der Summe stammt aus einer Spendensammlung anlässlich ihres 70. Geburtstages. „Wenn die Puppe nicht männlich wäre, würden wir sie Gudrun Grieser nennen“, bedankt sich Adrian Schmucker, der Geschäftsführer des Leo-Krankenhauses, für die Spende.
Wie wichtig das neue „Trainingsgerät“ ist, erklärt der Chefarzt der zentralen Notaufnahme, Dr. Edin Zelihic: „Jede Fußballmannschaft auf dem Dorf trainiert zweimal in der Woche und hat dann am Wochenende ein wichtiges Spiel. Wir haben jeden Tag ein wichtiges Spiel und trainieren gar nicht.“ Vor diesem Hintergrund wurde deshalb vor einem Jahr die Leo Academie ins Leben gerufen. „Hier können wir in geschützter Situation kontrolliert üben, von alltäglichen Notfällen bis hin zu Extremsituationen“, unterstreicht der Chefarzt der Anästhesie und operativen Intensivmedizin, Professor Dr. Hauke Rensing, die Bedeutung der Aus- und Weiterbildung nach zertifizierten Kurskonzepten der American Heart Association (AHA). In dieser Form in Bayern einmalig. Ziel sei eine verbesserte Patientenversorgung und die Stärkung der Zusammenarbeit in Notfallsituationen. Denn die Erfahrung in der Medizin zeige, dass Fehler oftmals durch menschliche Unzulänglichkeiten und Kommunikationsprobleme entstünden. „So etwas kann man aber nicht am Menschen üben, sondern nur in der Simulation.“